Vreni Frauenfelder

Stiftung Dr. J.E. Brandenberger zeichnet 2016 die Schaffhauserin Vreni Frauenfelder aus

Die Kämpferin mit Herz hilft seit Jahrzehnten den Menschen in Afghanistan

Der mit 200‘000 Schweizerfranken dotierte Preis der Stiftung Dr. J.E. Brandenberger wird 2016 an die hochbetagte Schaffhauserin Vreni Frauenfelder für ihren grossartigen humanitären Einsatz in Afghanistan verliehen. Unerschrocken, sachlich und bescheiden hat sie aus kleinen Anfängen die Afghanistanhilfe aufgebaut, die zahlreiche Kliniken, Schulen, Waisenhäuser und Frauenhäuser gebaut hat und bis heute betreibt. Zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen ihr Lebenswerk unter ihrer Ägide weiter.

Nach ihrer ersten abenteuerlichen Reise nach Afghanistan vor gut 40 Jahren hatte sie unvergessliche Eindrücke von Armut, Elend aber auch berührender Gastfreundschaft erlebt und sich Mitte der 70er wiederholt nach Afghanistan aufgemacht. Sie verliebte sich in das Land und die Menschen. Nach 1979 konnte sie wegen des Einmarschs der Sowjets nicht mehr nach Afghanistan reisen und ging nach Pakistan, um den dort lebenden afghanischen Flüchtlingen zu helfen. Ihr soziales Engagement begann dann auch 1979. Auf abenteuerlicher Route gelangte sie dennoch in „ihr“ Land und war betroffen von der grossen Hungersnot. Sie kam in völlig verarmte Täler und wusste: da muss ich helfen. Der Krieg trieb Hunderttausende über die Grenzen, das Elend wurde noch grösser und jegliche Hilfe überlebenswichtig. 1988 gründete sie die Afghanistanhilfe um den Menschen, gebeutelt von Krieg und Taliban Herrschaft, Hoffnung und Beistand zu geben. Eifrig sammelte sie von Schaffhausen bis nach Bundesbern Geld und freute sich über die grosszügigen Spender.

Der Weg nach Afghanistan wurde auch für Vreni Frauenfelder zunehmend schwierig und gefährlich, doch sie schreckte davor nicht zurück. Einmal hatte sie sich kurzerhand eine Burka übergezogen und gab sich als taubstumme Grossmutter aus um von Pakistan aus über die Grenze zu kommen – mit Erfolg.

Vreni Frauenfelder, die zeitlebens in einer Schaffhauser Apotheke gearbeitet hatte, reiste in ihren Ferien so oft wie möglich in den Hindukusch. Aus der Touristin wurde eine Nothelferin, die beim Abladen der Hilfsgüter auch selber Hand anlegte. Mitte der achtziger Jahre traf sie die afghanische Ärztin Sima Samar, die grosse Pläne hatte, aber kein Geld. Es entstand eine tiefe Freundschaft und 1989 wurde die Shuada Organization gegründet, die zeitweise erfolgreichste Nichtregierungsorganisation in Afghanistan.

Aus der schüchternen Apothekerhelferin Vreni Frauenfelder war eine entschlossene Kämpferin für die notleidenden Menschen geworden. Abgelegene Dörfer erhielten sauberes Trinkwasser, zahlreiche Kliniken, Schulen, Waisenhäuser und Frauenhäuser können dank ihrer Afghanistanhilfe gebaut und betrieben werden. Bis ins hohe Alter reiste sie fast jedes Jahr nach Afghanistan um nach ihren Projekten zu sehen und scheute dabei weder die überall auftauchenden Rebellen noch die Strapazen der Reisen in die entlegensten Gebiete des Landes.

„Das Lebenswerk von Vreni Frauenfelder hat die Preiskommission und den Stiftungsrat tief beeindruckt,“ sagt Stiftungspräsident Carlo Schmid-Sutter, „unsere Stifterin hatte verfügt, dass der Preis jährlich an eine Persönlichkeit ausgerichtet werden soll, die sich unter grossem und anhaltenden Einsatz zur Verbesserung der materiellen oder immateriellen Lebensbedingungen von Menschen verschrieben und dabei besondere Verdienste erworben hat. Das trifft hundertprozentig auf Vreni Frauenfelder zu.“

Die feierliche Preisverleihung findet am 12. November in Schaffhausen statt.